Wissenschaft

Wenn Sie sich für die Forschung begeistern, finden Sie hier einige eindrucksvolle, wissenschaftliche Ergebnisse.



Wissenschaftliche Erkenntnisse über Meditation


Seit den 1990er Jahren ist Meditation ein populäres Forschungsfeld (Braboszcz, Hahusseau & Delorme, 2010). Das neurowissenschaftliche Interesse umfasst die veränderten sensorischen und kognitiven Erfahrung und Selbstwahrnehmung während der Meditation und die anhaltende neurophysiologischen Veränderungen durch regelmäßige Meditationspraxis. 


Die Forschung zeigte, dass Meditationspraktiken sich vorteilhaft auf Wahrnehmung, Kognition, emotionale Verarbeitungsprozesse und Neuroplastizität auswirken können. Meditation dient zur Erweiterung des Bewusstseins. Wissenschaftliche Forschung fanden auch Zusammenhänge mit veränderter Morphologie des präfrontalen Kortex und der für Körperbewußtsein verantwortliche Hirnregionen. 


In der Untersuchung von  Braboszcz et. al. (2017) anhand der Gehirnwellenmessungen von drei Meditierendengruppen (aus Meditationstraditionen Vipassana, Himalayan Yoga und Shoonya) wurde in allen Meditationsbedingungen vs. Kontrollgruppe Gamma Hochton-Effekt von 60 bis 110 Hz über parieto-okzipitalen Elektroden aufgezeichnet. Dieser Effekt ist ein Marker für einen allgemeinen Aufmerksamkeitszustand, Neuroplastizität, Erleichterung der neuronalen Kommunikation auf der Basis der bewussten Wahrnehmung. Bei allen drei Traditionen wurden in der Meditationsphase eine Reduktion von Gedankendichte festgestellt. Vipassana und Shoonya Meditierenden verzeichneten einen signifikanten Anstieg von Entspanunnug und eine signifikante Reduktion von Hindernissen für den meditativen Zustand. 


Eine Studie von Golden und Gross (2010) untersuchte, ob Meditation eine Veränderung von klinischen Symptomen und Verhalten bei sozialen Angststörungen bewirkt. Prä-Post-Unterschiede zeigten weniger soziale Angst, Depression, Rumination und State-Angst. Die Teilnehmer*Innen hatten ein erhöhtes Selbstbewusstsein. Ausserdem wurden weniger selbstberichtete negative Emotionen bei Regulation of Negative Self-Belief Task berichtet, wenn die Aufmerksamkeit auf das Atmen gelenkt wurde.


Marchand (2012) beschäftigte sich mit neuronalen Veränderungen von Achtsamkeitsmeditation  bei Angststörungen im Allgemeinen. Die Ergebnisse seiner Untersuchung zeigten eine Reihe an neuronalen Effekten. Die Meditation kann eine Aktivierung im lateralen präfrontalen Kortex erhöhen, dies bewirkt eine Angstminderungt. Ausserden kann Meditation die Aktivierung von Amygdala vermindern, dies führt zur Angstminderung und Minderung von depressiven Symptomen. Meditation kann Aktivierung in Basalganglien und Thalamus erhöhen und dies führt evtl. zur erhöhten Kontrolle über die kognitive und emotionale Verarbeitung.


Literaturverzeichnis:


Braboszcz C, Hahusseau S, Delorme A. Meditation and Neuroscience: from basic research toclinical practice. In: Carlstedt RA, editor. Handbook of Integrative Clinical Psychology, Psychiatry, and Behavioral Medicine: Perspectives, Practices, and Research. Springer Publishing Co Inc; 2010. p. 1910±1929.


Goldin, P. R., & Gross, J. J. (2010). Effects of mindfulness-based stress reduction (MBSR) on emotionregulation in social anxiety disorder. Emotion, 10(1), 83–91. https://doi.org/10.1037/a0018441


Marchand, W. R. (2012). Mindfulness-Based Stress Reduction, Mindfulness-Based Cognitive Therapy, andZen Meditation for Depression, Anxiety, Pain, and Psychological Distress: Journal of Psychiatric Practice, 18(4), 233–252. https://doi.org/10.1097/01.pra.0000416014.53215.86




Wissenschaftliche Erkenntnisse über Yoga


Auswirkungen von Yoga auf das negative Stresserleben ist inzwischen ein häufig wissenschaftlich beforschtes Gebiet.


Pascoe und Bauer (2015) untersuchten diverse Studienergebnisse über die Auswirkung von Yoga. Sie berichteten, dass es deutliche Nachweise gibt, dass Yoga psychischen Stress reduziert.


Riley und Park (2015) schrieben, dass Yoga im klinischen Bereich vielversprechende Wirksamkeit zeigte und zunehmend bei stressbedingten Erkrankungen eingesetzt wird. Sie betrachteten 926 Studien zum Thema `Yoga und Stress´ und empfahlen, das Experimentalvorgehen weiterhin zu verfeinern, um mehr Auslese für differenziertere Erklärungen zu bekommen. 


In der Studie mit 36 gesunden Männern im Militärdienst ohne Yoga Vorerfahrung wurden Stresshormone und Einschätzung zum Stresserleben untersucht (Rocha et al., 2012).  Dabei wurden die Teilnehmer der Studie auf zwei Gruppen verteilt. Die Experimentalgruppe besuchte wöchentlich zweimal ein Yogaprogramm und zweimal ein reguläres militärisches Sportprogramm. Die Dauer betrug jeweils eine Stunde. Die Kontrollgruppe absolvierte viermal die Woche jeweils eine Stunde ein reguläres militärisches Sportprogramm. Zu Beginn und im Anschluss der sechsmonatigen Studie wurden in beiden Gruppen über Speichelproben Kortisol Werte gemessen, zusätzlich beurteilten die Teilnehmer mittels Fragebogen (LSSI - Lipp Stress Symptom Inventar) ihr Stressempfinden nach Schweregrad selbst. Die Beurteilung zum Grad des Stressempfindens über die Fragebögen wiesen bei den Probanden des Yogaprogramms keine Stresssymptome mehr auf. Bei den Probanden im Yogaprogramm zeigte sich ein geringerer Kortisolspiegel.

 

Die Studie von Lim und Cheong (2015) untersuchte die Wirkung von regelmäßiger Yogapraxis bei gesunden studierenden Erwachsenen. Dabei wurden 25 Teilnehmer der Studie randomisiert auf zwei Gruppen verteilt, von denen nur eine Gruppe das Yogaprogramm von wöchentlich 90 Minuten besuchte. Die Kontrollgruppe ging im gleichen Zeitraum einer beliebigen anderen sportlichen Betätigung nach. Nach 12-wöchiger Untersuchung sanken die Adrenalinwerte in beiden Gruppen deutlich ab - in der Kontrollgruppe von 1 auf 0,8 und in der Yoga Gruppe von 1 auf 0,6. Zur Ausschüttung des Hormones Adrenalin kommt es beispielsweise, wenn bei einem Stresserleben das sympathische Nervensystem aktiviert wird und eine Vorbereitung des Körpers auf Kampf oder Flucht erfolgt. Auf der biologischen Ebene führt dies unter anderem zu einer erhöhten Herzfrequenz, Steigerung des Blutdrucks und einer angespannten Muskulatur (Schandry, 2016). Lim und Cheong (2015) beobachteten darüber hinaus, dass die Kortisol Werte in beiden Gruppen angestiegen waren, in der Kontrollgruppe von 1 auf 1,3 und in der Yogagruppe geringer, von 1 auf 1,1.


Sowohl diese Studie als auch die Studie von Rocha et al. (2012) zeigten, dass Yoga eine geringere Kortisol Ausschüttung begünstigt. Dabei führt eine lang anhaltende erhöhte Konzentration von Kortisol zur Störung einer ganzen Reihe der Systeme im Körper. Dazu zählt zum Beispiel erhöhter Blutdruck, Unfruchtbarkeit, Hemmung der Immunreaktion (Schandry, 2016). 


Harkess, Delfabbro, Mortimer, Hannaford und Cohen-Woods (2016) untersuchten in einer randomisierten Studie die Auswirkung von Yoga bei 116 chronisch gestressten Frauen mittleren Alters über zwei Monate. Um die Ergebnisse zu messen, wurde eine Selbsteinschätzung mittels Fragebögen zum Stresserleben eingesetzt. Die Ergebnisse nach zwei Monaten zeigten erstens, ein geringeres psychologisches Stresserleben, basierend auf Fragebögen zu Ängstlichkeit und Depression, zweitens, verringertes Stressempfinden in Situationen, die als stressvoll bewertet wurden. 


Die Arbeitsgruppe von Smith, Hancock, Blake-Mortimer und Eckert (2007) gingen der Frage nach, ob Yoga und Progressive Muskelentspannung ähnliche stressreduzierende Effekte aufzeigen. In der Studie nahmen 131 Probanden mit leichten bis mittelmäßigen Stresssymptomen über einen Zeitraum von 16 Wochen teil. Dabei wurden die Teilnehmer der Gruppe randomisiert und auf zwei Gruppen verteilt. Die Erfassung von Stressparametern wurde zu Beginn, nach 10 Wochen und nach Ablauf von 16 Wochen mittels Fragebögen erfasst. Hierbei zeigten beide Gruppen ähnlich positive stressreduzierende Ergebnisse. Ein Nebenbefund der Studie war, dass 20 Prozent aller Teilnehmer, davon 70 Prozent aus der Yogagruppe, ihren Lebensstil durch die Gewinnung neuer Stressbewältigungsstrategien nachhaltig positiv veränderten.




Literaturverzeichnis:

 

Caspar, F. (2016). Yoga. In M. A. Wirtz, Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 27.10.2016, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/yoga/


Deister, A. (2009). Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen. In H.-J. Möller, G. Laux & A. Deister, Psychiatrie und Psychotherapie (S. 235). Stuttgart: Thieme.


Faltermaier, T. & Lessing, N. (2016). Coping. In M. A. Wirtz, Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 27.10.2016, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/coping-1/


GfK, (2014). Yoga in Deutschland. Abgerufen am 01.12.2016, von http://www.karmakonsum.de/wp- content/uploads/2015/02/StudieBDYYogainDeutsch­­­­land2014.pdf


Harkess, K.N., Delfabbro, P., Mortimer, J. & Hannaford, Z. & Cohen-Wood, S. (2016). Brief report on the psychophysiological effects of a yoga intervention for chronic stress: preliminary findings, Journal of Psychophysiology. doi:10.1027/0269-8803/a000169


Iyengar, B.K.S. (2014). Yoga der Weg zur Gesundheit und Harmonie. München: Dorling Kindersley.


Knoll, N. (2016). Stressmodell, transaktionales. In M. A. Wirtz, Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 27.10.2016, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/stressmodell-transaktionales/


Lim, S.-A. & Cheong, K.-J. (2015). Regular yoga practice improves antioxidant status, immune function, and stress hormone releases in young healthy people: A randomized, doubleblind, controlled pilot study. The Journal of alternative and complementary medicine, 21, 530-538. doi:10.1089/acm.2014.0044

 

 





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